Die Vorschulkinder sind unsere „Großen“, und so dürfen sie sich im Spielhaus auch fühlen. Etwa ein Jahr vor dem Schulbeginn verändert sich bei den meisten Kindern eine Menge, aus ganz dem Spiel zugeneigten Elementarkindern werden Kinder, die in ganz anderem Maße gefordert werden wollen. Plötzlich beginnen sie, sich in vorher nicht gekannter Weise und Beharrlichkeit darum zu bemühen, gezielt bestimmte Fertigkeiten zu erwerben; sie fangen an, die Dinge zu hinterfragen und eifrig Wissen anzusammeln. Das ist der Punkt, an dem unsere Vorschularbeit ansetzt. Denn natürlich möchten wir, dass alle Spielhauskinder gut vorbereitet sind, wenn sie den Übergang in die Schule vollziehen.
Den Vorschulkindern geben wir im Spielhaus gezielt eigene Freiräume, in denen sie sich finden und ganz unter sich sein können. Wir haben sogar einen eigenen Vorschulgarten, und wir unternehmen Ausflüge, bei denen die Vorschulkinder unter sich sind. Auch bei unseren regelmäßigen Besuchen auf dem Bauspielplatz gibt es Bereiche, die allein den Vorschulkindern vorbehalten sind. Im Spielhausalltag machen wir den Vorschulkindern, wann immer sich dies anbietet, eigene Angebote, oder wir richten Gruppenangebote so ein, dass sie für die Vorschulkinder besondere Herausforderungen enthalten, die deren besonderen Interessen und Fertigkeiten Rechnung tragen. Darüber hinaus gibt es die wöchentlich zweimal stattfindenden Vorschulunterricht-Stunden, in denen die Vorschulkinder die alleinige Aufmerksamkeit genießen. Hier geht es vorrangig um den Erwerb und die Förderung grundlegender Kompetenzen, die in der Schule vorausgesetzt werden. So legen wir großen Wert darauf, dass die Kinder lernen, sich in verständlicher und nachvollziehbarer Weise vor einer Gruppe zu äußern; dass sie sich auf der anderen Seite aber auch lernen, den anderen ausreden zu lassen und ihm zuhören. Wir trainieren das logische Denkvermögen und die Konzentrationsfähigkeit, schulen die feinmotorischen Fertigkeiten. Mindestens ebensosehr geht es uns in unserer Vorschularbeit aber darum, allgemein die Freude und das Interesse am Lernen und an der Gemeinschaft zu wecken. Gemeinsam mit den Vorschulkindern machen wir uns auf eine Reise, und die beginnt ganz bewusst bei uns selbst und bei Fragen wie: Wer bin ich? Was fühle ich? Was will ich? Und wer gehört zu mir? Behutsam und immer an den Fragen und Interessen der Kinder entlang weitet sich dann der Blick, ergeben sich Begegnungen mit dem Anderen, den Kindern noch Fremden. Da wird gemeinsam ein Buch gelesen ein Gedicht eingeübt, oder es entwickeln sich aus einer Frage der Kinder eine ganze Reihe von Experimenten. Wir lassen uns vom Lauf der Jahreszeiten inspirieren, entwerfen und bauen unseren eigenen Dosenroboter, oder stellen uns philosophischen Fragen, nach der Freundschaft, dem Glück. Und die Kinder stellen fest, dass es spannend sein kann, sich aus dem Horizont der eigenen Fragen zu lösen und genau hinzuschauen und hinzuhören: Was interessiert die anderen? Was können sie mir zeigen und erzählen, wovon ich möglicherweise noch gar keine Vorstellung habe?
In mancher Hinsicht genießen die Vorschulkinder also einen privilegierten Status und eine besondere Aufmerksamkeit im Spielhaus. Wir nehmen sie aber auf der anderen Seite auch in besonderer Weise in die Verantwortung. Die gegenseitige Rücksichtnahme, die Hilfsbereitschaft und die gegenseitige Achtung und die Freundlichkeit, die wir uns allgemein als Grundlage des gemeinsamen Miteinanders im Spielhaus wünschen, fordern wir von den Vorschulkindern mit verstärktem Nachdruck ein. Wir trauen und muten ihnen zu, grundsätzlich dazu in der Lage zu sein, den Sinn von Regeln zu verstehen, und das eigene Tun zu überdenken und Einsicht in die Notwendigkeit von Konsequenzen zu zeigen. Wir verlangen ihnen ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz ab. Und wir achten darauf, dass die Vorschulkinder ihre herausgehobene Position gegenüber den jüngeren Kindern dazu verwenden, diesen ein gutes Vorbild zu sein. Hierdurch tragen sie aktiv zu einem guten Sozialklima in der Gruppe bei.