Unser Tag im Spielhaus beginnt in aller Ruhe. Einige Kinder sind schon vor dem Frühstück gekommen. Sie haben es genossen, dass am frühen Morgen eine behagliche Gemächlichkeit herrscht im Spielhaus. Allmählich haben sich die Gruppenräume gefüllt, die Erzieher haben jedes hereinkommende Kind und seine Eltern willkommen geheißen. Manche Eltern mussten sich rasch noch mit den Erziehern absprechen, waren in Eile. Die Kinder haben sich von dieser Geschäftigkeit wenig stören lassen. Und jetzt sind alle zusammengekommen für das gemeinsame Frühstück. Die Tischdienstkinder haben den Tisch gedeckt und jedes Kind hat sich seinen Rucksack mit einem von zuhause mitgebrachtem, gesundem Frühstück an seinen Stuhl gehängt.
Gibt es etwas zu besprechen? Hat jemand etwas erlebt, das er den anderen erzählen möchte? Hat jemand einen besonderen Wunsch oder eine Idee, was am Tage gemacht werden könnte? Vor dem Frühstück ist die beste Zeit, solche Dinge in der Gruppe zu besprechen. Und es ist auch Zeit für das eine oder andere Lied, Fingerspiel oder Gedicht.
Im Spielhaus nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen. Die Zeit, einander kennenzulernen und Vertrauen zueinander zu fassen. Die Zeit, einander zuzuhören. Die Zeit, sich in den anderen einzufühlen. Die Zeit, zu verstehen, was der andere meint und was er braucht. Zeit, den Kindern die Gelegenheit zu geben, Dinge selbst zu tun, Probleme eigenständig zu lösen, Konflikte untereinander selbst zu klären. Zeit, miteinander zu staunen, Spaß zu haben, uns im Spiel zu verlieren. Da kann dann auch einmal eine gemeinsame Mahlzeit am Tisch etwas länger dauern, weil sich alle in diesem Moment unglaublich viel zu erzählen haben. Oder ein von den Erziehern vorbereitetes Angebot wird aufgeschoben, weil sich gerade eine spannende Spielsitation zwischen den Kindern ergeben hat, die wir nicht stören möchten.
Der Tag im Spielhaus hat natürlich eine klare Struktur, dafür sorgen schon allein unsere gemeinsamen Mahlzeiten sowie unsere vormittäglichen Angebote und Unternehmungen. Aber grundsätzlich lassen wir uns nicht antreiben; sondern nehmen uns die Freiheit, Dinge, die wir angefangen haben, auch zu einem guten Ende zu bringen. Und so ist im Spielhaus alles darauf ausgerichtet, dass sich jedes Kind auf seine Weise entfalten kann, mit seinen besonderen Neigungen und Begabungen. Dass es sich angenommen fühlt und weiß, dass man ihm zuhört und seine Meinung achtet; und dass es ein Gespür dafür entwickeln kann, welche Stärken und Fähigkeiten in ihm stecken.
Im Spielhaus nehmen wir die uns anvertrauten Kinder ernst. Wir trauen ihnen vieles zu und lassen ihnen großzügig Freiräume, die sie so gestalten können, wie es ihnen guttut. Wir achten dabei aber immer auch darauf, dass die anderen nicht aus dem Blick geraten und dass alle rücksichtsvoll, achtsam und freundlich miteinander umgehen. Hilfsbereitschaft wird bei uns großgeschrieben. Klare Regeln verdeutlichen den Kindern, was erlaubt ist und wie weit sie gehen dürfen, Regelverstöße werden besprochen und ziehen im gebotenen Falle Konseqenzen nach sich. Mehrheitsbeschlüsse gelten, auch wenn sich der einzelne vielleicht eine andere Entscheidung gewünscht hätte. Und bei Konflikten suchen wir nach einer Lösung, die alle Seiten zufriedenstellt.