Zum Spielhaus gehört für uns unbedingt ein Garten. Der Garten ist ein Ruhepol und ein Ort der Besinnung. Hier bestimmt allein der Gang der Jahreszeiten das Geschehen, und Zeit wird erlebbar als ein ruhiger, nicht abreißender Strom des Werdens und Vergehens.
Ein Garten lehrt, genau hinzuschauen. Und er lehrt, Geduld aufzubringen. Denn alles im Garten entwickelt sich langsam. Es gibt darin einen unablässigen Wandel, aber keine Bewegung. Und nur, wer gelernt hat, auf die kleinsten Signale zu achten, kann Zusammenhänge erkennen und das Wachsen und Werden der Pflanzen miterleben.
Ein Garten lehrt, behutsam zu sein. Ein falscher Schritt, eine unbedachte Bewegung kann darin viel zerstören. Einen Moment lang hat ein Kind nicht aufgepasst, und jetzt ist der Haupttrieb einer Pflanze, die wir mit viel Aufwand und großen Hoffnungen gepflanzt haben, abgeknickt. Das Kind erschrickt. Beim nächsten Mal wird es besser aufpassen.
Im Garten erfahren wir, dass Anstrengung und Mühe zum Erfolg führen. Die Kinder erfassen sehr genau, wieviel Aufwand und beharrliche Pflege die Pflanzen zu einem guten Gedeihen benötigen, schließlich haben sie selbst geholfen, den Boden vorzubereiten, den Samen auszusähen und die Jungpflanzen einzusetzen. Sie haben fleißig gehakt und gegossen und das Unkraut gejätet. Und so verspüren sie berechtigten Stolz, wenn unser Garten wohlschmeckende Früchte hervorbringt, die wir gemeinsam ernten und von denen jeder kosten darf.
Und dann schließlich erfüllt uns der Garten mit Dankbarkeit und Staunen. Weil, bei aller Mühe, die wir auf seine Pflege verwenden, vieles von dem, was darin vor sich geht und was uns an ihm erfreut, gar nicht in unserer Hand liegt. Wir können günstige Bedingungen für das Gedeihen einer Pflanze schaffen; aber was auf dieser Grundlage letztlich geschieht, welche Triebe diese Pflanze hervorbringt und ob sie verschont bleibt von schwierigen Witterungsbedingungen und Schädlingsbefall, davon steht nur Weniges in unserer Macht. Umso größer ist die Freude über das Gelingen, die formschöne Blüte, die reife, saftige Frucht.
Am Beginn der Gartensaison besprechen Erzieher und Kinder gemeinsam was in diesem Jahr gesät und gepflanzt werden soll.
Kartoffeln, Karotten, Mais, Erbsen, Kürbis.… Es steht sooo viel zur Auswahl. Und natürlich dürfen auch Blumen wie Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Vergissmeinicht und Lavendel nicht fehlen. Duftende Pflanzen und Blumen gefallen nicht nur uns, sondern auch den Insekten. Und so lernen unsere Kinder auch nebenbei wie Bestäubung und Befruchtung in der Pflanzenwelt funktioniert. Sie lernen, Insekten zu unterscheiden, verlieren Ängste und fassen Vertrauen zu dieser ihnen noch unbekannten Krabbelwelt.